Nature Notes – Musik vermittelt Nachhaltigkeit

Gemeinsames Musikmachen, kreative Aktivitäten in und mit der Natur und Ferien am Süseler See in wunderschöner Umgebung: Vom 10.-14. Oktober hat der Lübecker Verein Tontalente sich mit einer Gruppe Jugendlicher zwischen elf und 19 Jahren auf den Weg gemacht, die Natur und sich selbst musikalisch und kreativ zu entdecken.

Nachhaltigkeit erfahrbar machen – durch Kunst & Kreativität!

Schon seit einiger Zeit rüstet sich Tontalente für eine intensivere Arbeit rund um das Thema Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit. Die Künste tragen eine besondere Verantwortung in der komplexen Nachhaltigkeitsthematik – sind sie doch geborene Vermittler und können sinnlich erfahrbar machen, was sonst nur trockenes Faktenwissen ist.

Deshalb haben die Tontalente bereits einige Klimaprojekte ins Leben gerufen, bei denen sie sich mit Nachhaltigkeit in Kulturbetrieben beschäftigen. So auch das Erasmus+-Projekt „Klim‘Art“ mit Teilnehmenden aus Utrecht, Almada und Lübeck oder das Großprojekt „Kreativ für Klimagerechtigkeit“. Dort tauschen sich Tontalente und andere deutsche Organisationen und Initiativen zum Thema aus, stärken und unterstützen sich gegenseitig, teilen Herausforderungen und Chancen und inspirieren sich zu Projektideen.

Auch die Ferienfreizeit „Nature Notes“ nahm hier ihren Ursprung. Dahinter stand die Idee: Erst wer die Natur mit Freude erlebt und erfährt, identifiziert sich auch mit Nachhaltigkeitsthemen und wird motiviert, zu handeln und sich für die Natur einzusetzen. Offen sollte das Angebot für alle Interessierten sein, weshalb die Teilnahme nur 50€ kostete oder bei Bedarf komplett gefördert wurde.

Community Music – Gemeinschaftsbildung durch Musik

Den genauen Ablauf der Ferienfreizeit stimmte Tontalente gemeinsam mit den Jugendlichen ab. Getreu ihrem Naturmotto gestalteten sie die gemeinsame Reise nach der Methode „Fischschwarm“: Die Gruppe lässt sich intuitiv treiben und reagiert flexibel auf die Gruppenenergie, Gefühle, Wünsche und Ideen. Die drei mitreisenden Trainer:innen gaben lediglich Anleitung, Unterstützung und einen groben Rahmen vor. Alles nach dem Konzept der „Community Music“ – Gemeinschaftsbildung durch Musik. Zudem widmeten sie jeden Tag einem Element.

Nachdem sich die Teilnehmenden am Anreisetag in den gemütlichen Holzhäusern des Jugendferienheims Tannenhöhe am Süseler See eingerichtet hatten, startete der zweite Tag mit dem Element Erde. Ziel war es, sich Zeit für ein tieferes Kennenlernen zu nehmen – in der Gesamtgruppe aber auch verschiedenen Kleingruppen – sich zu erden und verbunden mit Wald und Erde Musik und Klang zu entdecken. Über die gesamte Ferienfreizeit hinweg blieb der Leitgedanke immer, die eigene Kreativität und die entdeckten Orte in Verbindung zu setzen und als Gruppe zusammenzuwachsen. Die recht große Alterspanne von 11-19 Jahren entpuppte sich dabei als perfekte Kombination. „Die verschiedenen Altersgruppen haben sich gut ergänzt und zusammengearbeitet – am Ende der Reise habe es sich angefühlt wie eine kleine Familie“, erzählt eine der Terilnehmerinnen.

Der dritte Tag stand ganz im Zeichen des Elements Wasser. Neben Aktivitäten wie einer Bootstour war das Thema eine Einladung, sich emotionaler zu zeigen und auch in die Tiefe zu gehen, wenn einem danach war. Die Gruppe gab vertrauensvoll mehr von sich preis und führte persönlichere Gespräche in Kleingruppen.

Juan David Garzón

Am vierten Tag ging es schließlich um das Element Feuer. Die Gruppe experimentierte mit Songwriting rund um die Fragen „Was ist es, wofür ich wirklich brenne? Was ist unser Leuchtturm? Was ist wirklich wichtig für mich?“ Je nach Wesen und Wünschen der Einzelnen wurden verschiedene Arbeitsgruppen gegründet (etwa eine Textgruppe, die Rhythmusgruppe und weitere).

Auch für den Plan, ein Lied zu schreiben galt „Alles kann, nichts muss“. Doch am Ende stand ein Song mit dem persischen Titel „yeki shodan“ (Einheit) als Gemeinschafts- und Herzenswerk der Gruppe.

 

Yekischodan (persisch: Einheit)

Yekischodan, Natur, Sonne und Erde

Wärme, Licht und Liebe,

aramesch (persisch: warmer Wind).

Yekischodan, mit Freunden und Familie,

zusammen mit lieben Menschen,

wird‘ ich eins.

 

Wenn der Funke von Mensch zu Mensch hüpft,

Glückseligkeit, um zu tun und zu sein.

 

Yekischodan, wir sind jetzt zusammen.

Die Sonne macht und stark.

Yekischodan, wir sind jetzt zusammen.

Das Licht für jeden Tag.

Juan David Garzón

 

„Die Natur öffnet das Herz und wenn das Herz sich öffnet, sind wir zu Hause“   

-Ayya Khema

 

Am Ende der Freizeit stand das Element Luft und die Frage, was die Gruppe in dieser Woche besonders bewegt hat. Wie könnte man die vielen Erkenntnisse, ähnlich wie Samen im Wind, weitertragen? Mit Stolz und sehr weit geöffneten Herzen wurde das gemeinsame Lied gesungen. Jede:r bekam ein Portrait aller Teilnehmenden, das  die Gruppe am ersten Tag gemeinsam gemalt hatte.

Auch nach „Nature Notes“ ist die Gruppe noch in Kontakt und „yeki shodan“ ist inzwischen zum Insider-Ausdruck der Gruppe geworden, wenn es nötig erscheint, in Erinnerung zu bringen: „Lasst uns mal wieder auf unsere Einheit berufen!“

Und das hat die Gruppe auf ihrer Reise auch immer wieder getan – auch wenn es mal anstrengend oder traurig wurde. Tontalente hat mit der Ferienfreizeit „Nature Notes“ und ihrem Fokus auf Kreativität, Gemeinschaft und Toleranz das Ziel erreicht, Jugendliche mit der Natur zu verbinden und sie für Nachhaltigkeitsthemen zu sensibilisieren. Dabei waren Musik und Kreativität als universelle Ausdrucksformen die verbindendende Kraft.

Fabienne Haßlöwer

 

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